IWRM-Zayandehrud

Der Zayandeh Rud

Lebensader einer ganzen Region

Das Einzugsgebiet des Zayandeh Rud (Persisch für „Leben spendender Fluss“) ist eine der vielfältigsten Regionen Irans. Von den schneebedeckten Bergen des Zagros-Gebirges über weite Flussauen und Wüstengebiete bis zum Gavkhuni Salzsee bildet das Einzugsgebiet einen einzigartigen Lebensraum. Seit Jahrhunderten zieht der Fluss die Menschen an, und sein außergewöhnliches Ökosystem ist Heimat verschiedenster Tier- und Pflanzenarten. 
In den vergangenen 60 Jahren ist die Bevölkerung im Einzugsgebiet von weniger als einer auf mehr als vier Millionen angewachsen. Heute leben allein eine Million Menschen von der Landwirtschaft und bauen vorwiegend Weizen, Gerste und andere Grundnahrungsmittel an. Wichtige Stahl-, Öl- und Zementindustrien haben sich entlang des Flusses angesiedelt, die, zusammen mit zahlreichen kleineren Betrieben, mehr als 300.000 Menschen beschäftigen.
Chancen und Probleme des regionalen Wachstums
Das stetige Wachstum und die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels haben ihren Tribut gefordert, was vor allem in zunehmenden Herausforderungen bei der Wasserbewirtschaftung deutlich wird. Während der Bedarf an Wasser steigt, schwinden die verfügbaren Wasserressourcen des Zayandeh Rud und mit ihnen die Lebensgrundlage der Bevölkerung und des gesamten Ökosystems. Die Temperaturen steigen, gleichzeitig sinken die jährlichen Niederschlagsmengen kontinuierlich.
Bis vor wenigen Jahren bestimmte der Fluss das Stadtbild von Isfahan, eine der zentralen Großstädte Irans mit UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten. Seine historischen Brücken und kleinen Kanäle waren berühmte Touristenattraktionen und beliebte Orte der Erholung für Jung und Alt. Zahlreiche Vogelarten zogen zum Überwintern in die Region rund um den Gavkhuni- Salzsee und zeigten sich auch in der Stadt. Insbesondere für Flamingos bot der Salzsee ideale Lebensbedingungen. Aufgrund seiner Wichtigkeit für zahlreiche Zugvögel wurde der Salzsee als Schutzgebiet der UN Ramsar-Konvention ausgezeichnet.
Die Kluft zwischen Wasserbedarf und Wasserverfügbarkeit Im gleichen Maße, wie sich die Kluft zwischen Wasserverfügbarkeit und Wasserbedarf weiter vergrößert, wächst auch die Konkurrenz der einzelnen Wassernutzer um die knappe Ressource. Landwirte leiden unter der ständigen Unsicherheit und fragen sich: „Wann kommt die nächste Dürre? Werde ich genug Wasser für meine Felder haben? Werde ich meine Familie ernähren können?“ Auch die Wasserversorgung der Industrie, der Betriebe und der Haushalte ist gefährdet. Bis heute sind die industriellen Unternehmen im Einzugsgebiet von Frischwasserressourcen abhängig, die sie für verschiedenste Zwecke einsetzen, und mit anhaltendem Wirtschaftswachstum steigt folglich auch der Wasserbedarf. Nicht zuletzt ist der Zayandeh Rud die wichtigste Quelle für die Trinkwasserversorgung in der Region. Das Verschwinden des Leben spendenden Flusses ist eine Tragödie für die gesamte Region, nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern vor allem aus sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Gesichtspunkten. Diese Situation, die sich über Jahrzehnte entwickelt hat, wird jedoch nicht über Nacht gelöst werden können. Aber es lohnt sich, beharrlich alle Interessenvertreter und Betroffenen zu einer nachhaltigen Wasserbewirtschaftung zu ermuntern. Es gibt viele gute Beispiele für erfolgreiche Zusammenarbeit verschiedener Stakeholder, sogar über Grenzen hinweg, wie etwa die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins.
Ein Konzept für eine nachhaltige und integrierte Bewirtschaftung des Zayandeh Rud ist dafür eine entscheidende Komponente. Die natürliche Schönheit der Region, ihre biologische Vielfalt und nicht zuletzt mehr als 4,3 Millionen können von wirksamen Maßnahmen profitieren. In dieser Hinsicht steht der Zayandeh Rud stellvertretend für die Misere der Menschen und der Umwelt, nicht nur im Iran, sondern auf der ganzen Welt in Regionen, die von trockenem Klima und Wassermangel beherrscht werden.